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Letzte Gedanken über Ian Curtis.

In rauchverhangenen tiefschwarzen Gewölben
Lärm preßt an die Ohren wie zu dünne Luft
Augen gerötet, stecknadelkopfklein
das Pilzkopfhaar zerzaust in jede Himmelsrichtung
ein Schrei aus tiefster Inbrunst, Kehle, Seele
hilflos zucken Gliedmaßen ohne Kontrolle
die Zigarette fliegt gefährlich tief
Schweißperlen rinnen fließen segeln hinterher
der starre Blick nach oben, hoch und höher
wo nichts mehr zu sehen ist außer von tief innen
und die Suche beginnt nicht hier und endet nie
der Augenblick der Magie, roh und ungeschliffen
der Augenblick des Lebens, kraftvoll, intensiv
der Augenblick des Entdeckers, flüchtig, schemenhaft
der Augenblick der Wahrheit, eben erschienen, schon vorbei
fallen lassen, in der Ecke mag sie liegen
im Raum ohne Fenster, mag sie liegen
dort wo Hoffnung nie wahrscheinlich sein wird
und deshalb mit jedem Tage größer sein muß
aus der Entfernung betrachtet, die Gelegenheit
die Wahrheit zu entdecken, die Fehler zu erkennen
die Schuld zu übernehmen, den Ausweg zu finden
wenn die Erkenntnis wächst, daß Hoffnung verloren
Wahrheit verborgen liegt, kein Blick sie je erspäht
keine Ausgrabung sie je ans Licht führt
und der letzte Funke des Lebens, so kraftvoll
und intensiv und magisch er auch noch gewesen
langsam, doch stetig immer seltener fliegt
in letzten Zuckungen tanzt und dann erlischt
als wär’s ein Kaminfeuer im Sommer
nutzlos geworden, scheinbar ewig nicht beachtet
wenn Gewißheit ist, daß das Haus unbewohnt ist
und kein Feuer wieder lodern wird
so wird der Funke kalt bleiben,
und der letzte Fuß wird ihn zum Letzten erkalten
die frühen Morgenstunden des Sonntags
beschlossen die ergebnislose Suche
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