h a u k e p r e u s s . d e   -   Geschichten   &   Horizonte

Fluch.

I

Zwecklos und verzweifelt
durchtrieben in Gedanken verworren
Träumen hinterhergelaufen
verfehlt und ohne Sinn
ein Traum zum Träumen
nicht zum Leben erlebt
ohne ein Ziel gestartet
auf dem Weg dorthin gestrauchelt
vom Pfade abgekommen
in Fußangeln geraten
Hindernisse kollidierten
trafen auf Phantasien
und stürzten von der Klippe
ich hielt mich fest an ihnen
sie rissen mich mit und fort
so fiel ich hinterher
bodenlose Tiefen taten sich mir auf
im freien Fall der Gravität
Erinnerungen drängten sich im Inneren
Erlebnisse im Zeitraffer
ich wollte sie nicht loslassen
die Geschwindigkeit verringern
klammerte mich an die Möglichkeit
vor dem Aufprall aufzuwachen


II

In die falschen Fußstapfen getreten
Projektionen hohler Idole
Götzenbilder sinnentleert
an glatten Fassaden entglitten
dem Spiegel ins Gesicht gespuckt
ich stehe vor dem Trümmerhaufen
den Scherben meiner Kindheit
schweigend debil grinsend
vertrieben in meiner Ecke
umgeben von meinen Fehlern
Schatten meiner Hoffnungen drohen
verdunkeln die wirklichen Möglichkeiten
verloren in endlosen Hallen
ausgeschlossen aus den Kreisen
schweigend beredten Rücken zugewandt
unbemerkt zurückgezogen
gesenkten Blickes verschwunden
wieder und wieder zurückgekehrt
nichts hat sich geändert
auch kein Versuch des Wandels
nur stille Betrachtung
des Öffnen und Schließen der Lippen
lächeln in den Augen
bei mir nur Lächeln auf den Lippen
was gab es sonst zu tun


III

Geschlagene Schlachten und verlorene Kriege
die flache Hand im Gesicht
verbale wie reale Ohrfeigen
unvermittelte Zuneigung
stets latenter Haß nie offenbart
genug ist genug doch die Qual geht weiter
hinter Schweigen verschanzt
gemeinsame Wege gemieden
in leeren Räumen Wahrheiten gesucht
jedes mal nur Rätsel gefunden
hinter Schrankwänden, unter Fußmatten
die Antwort nie wirklich gewünscht
die Frage nie ernsthaft gestellt
Freundlichkeit verlassener Orte
Unbehagen brennt auf der Haut
Nadeln stechen in den Magen
trotz oder gerade wegen
abendlich vertrauter Runde
ein hilfloser Blick
zu verschlossenen Türen
die Zeit bis zur Rückkehr
in mein eigenes Reich zäh wie frischer Teer
doch dann verschanzt und nicht zur Seite geschaut


IV

Anmut langer Haare, langer Beine
verträumte Blicke nach vollendeten Formen
Wunschvorstellungen hinaufprojiziert
geblendet von Idealen und Schwärmereien
hinter Hoffnungen verschanzt
auf sandigen Glauben gebaut
alles was ich zu geben vermochte
alle Möglichkeiten, die ich ausschöpfen mochte
führten in die Sackgasse
oberflächliches Interesse
widerwillige Reaktionen
Höflichkeitsantworten
und ein gespieltes Lächeln bei Begegnung
ließ mich trotz allem vergehen
oder gerade wegen der Sehnsucht
die Empfindung könnte echt sein
doch der Pfad führte weiter in den Sumpf
die tastenden Hände nach ihr ausgestreckt
ihren Rocksaum zu erhaschen
ihre Antwort wie erwartet
ließ mich vollends versinken


V

Zurück im Alltagsbrei
ein Glas zuviel oder zuwenig
Berge Gedanken vor mir aufgetürmt
Fluten Zettel Bücher drohen mir
begraben von Behauptungen
erschlagen von Anschuldigungen
vertrieben von Vorwürfen
geblendet von Illusionen
unsichtbare Last auf meinen Schultern
erniedrigt von Demut vor der Wirklichkeit
gleite ich zurück in den Traum
Realitäten verschmelzen ineinander
werden eine neue Vision
führen in die nächste Vorstellung
eine ideale Welt
einen Traum zum Leben


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