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To Hell or "Thatch".

XIII/8/95

Athlone, das Herz Irlands, am magischen Eisenbahnknotenpunkt Galway – Dublin – Westport und der Nord-Südwestachse Irlands, dem majestätischen Shannon gelegen. Eine Roman-Catholic-Church, direkt am Shannon, mit imposanten Kupferdächern, eine Church of Ireland, weniger prunkvoll und etwas in den Hintergrund gedrängt, nichtsdestotrotz bei der sonntäglichen Messe gerammelt voll, mit Lautsprecherübertragung der Predigt bis nach draußen.
Die R.C. Messe war gerade zu Ende, aber nach der Menge der das Kirchengelände verlassenden Menschen in Proportion zu der Kapazität des Gebäudes zu urteilen werden auch ihre Bänke zu über 95% besetzt gewesen sein. Rechts des Shannon dann das Athlone Castle, Trutzburg gegen die Römer und gegen Cromwell (To hell or Connaught – may you burn in hell tonight) – offensichtlich erfolgreich und im großen und ganzen exzellent erhalten. Der Kaffee war auch einer der besseren, die ich auf dieser Tour getrunken habe – die Iren tendieren dazu, etwas zu viel Wasser und etwas zu wenig Kaffee zu verbinden, also eigentlich Wasser, um Joyce zu interpretieren (when I makes tea, I makes tea, and when I makes water, I makes water). Munchies hier ist auch Wasser, und so betrachtet war eigentlich der Kaffee im Hostel in Donegal der einzige, der nach Buck Mulligans Definition diesen Namen verdient – und prompt war er der Frau aus Tipperary auch zu stark. An weiteren Sehenswürdigkeiten gibt es hier noch einen Rest der alten Stadtmauer und eine kleine Baptistenkirche – und der River Shannon und seine Brücke sind auch stets einen eingehenderen Blick wert. Nordwärts, flussaufwärts also, weitet er sich bald hinter Athlone in den Lough Ree, südwärts schlängelt er sich Anacondamäßig mehrere Hundert Meter breit und ständig zunehmend bis zu seiner Mündung in den Atlantik, inzwischen mehrere Kilometer von Ufer zu Ufer umspannend. – The Broad Majestic Shannon, wichtigste Handelsstrecke Irlands bis zur Einführung der Eisenbahnen und der Erfindung des Automobils.
Auch Athlone ist an einem Samstagabend mehr in seinen Gasthäusern als zu Hause, so dass es nach 9pm schwer wird, einen ruhigen Platz zum sitzen zu finden, und zum Schreiben kommt man dann ab 10pm ohnehin nicht mehr, mit einer Gruppe von pyromanischen, kichernden und fluchenden Irinnen, Deutschen und Belgierinnen, die mir zu allem Überfluß auch noch an der Nase ablesen können, dass ich aus Deutschland komme (als ob ich ein Schild um den Hals trüge – aber ich schreibe nun mal fast nur in Deutsch, und das hat die gute Eileen mit einem Seitenblick erkannt – flinkes Mädel, anyway) In Gütersloh sagt man im Gegensatz zu Hamburg, dass beim Entzünden einer Zigarette an einer Kerzenflamme ein Motorradfahrer stirbt und kein Seemann – einige Morde wurden so oder so begangen. Später wurde ich dann noch in einen Nightclub – in Deutschland würde das Disco heißen – mitgeschnackt, und der unterscheidet sich von deutschen Discos eigentlich nur dadurch, dass um 2am die Nationalhymne gespielt wird und dann die Schotten dichtgemacht werden. Die Musik zu 95% stupider Mainstream Techno (inklusive „Hyper Hyper“), eigentlich nur ‚Lovecats’ als rühmliche Ausnahme, was, neben der Tatsache, dass ich mich nicht von meiner Tüte trennen wollte, auch der Hauptgrund war, warum ich nicht Eileens Rat gefolgt bin und einfach mal ein weibliches wesen um einen Tanz gebeten habe („and then see what happens“) – wo keine Musik ist, kann ich auch nicht tanzen. Auch hatte ich kein E geschmissen, im Gegensatz zu nach Hendriks Angaben 90% aller anderen Anwesenden, konnte also nicht in die Stimmung kommen, mich zu jeglicher hirnloser Ansammlung von Geräuschen akkordierend zu bewegen. Das Eingeklinke von Freitag Abend bis Sonntag Mittag ist also auch in Irland unter den Jugendlichen zum Volkssport geworden (vor dem Feilé-Festival wurde ein Dealer mit 200.000 Trips geschnappt – die Spitze des Eisberges offensichtlich) – wie beruhigend, dass die deutschen Kids nicht die einzigen Idioten in dieser Hinsicht sind. Interessant bei dieser Musik, dass mir ein ca. 16jähriger Junge, der mein Pink Floyd Shirt erkannt hatte (wie er das bei dem Licht gemacht hat, weiß ich allerdings auch nicht, vielleicht die Lyse...), erzählte, dass er gestern die erste Solo-LP von Syd Barrett gekauft hat, und er auch noch zwei andere von ihm besitzt, und dass diese ultimativ far-out wären, und ich sie mir unbedingt mal geben müsste (eine freie Übersetzung seines Gebrabbels) – wenn die Kiddies sich schon solche Drogen schmeißen müssen, dann ist es doch immerhin nur erfreulich, wenn sie neben den üblichen Gezuppe auch mal qualitativ hochwertig verarbeitete Trips anhören (ich hätte ihm mal Brainticket empfehlen sollen...)
Um 2am war wie erwähnt Schicht im Schacht, und klein Michelle war erstens pleite, zweitens halb verhungert, drittens von der ätzenden Musik genervt und viertens traurig, dass ihre Freunde, die sie erwartet hatte, nicht aufgekreuzt waren – irgendwie kam mir das alles bekannt vor, wenn man Punkt 4 mal weglässt (es wäre zumindest sehr zufällig gewesen, wenn irgend jemand mir bekanntes dort gewesen wäre – folglich konnte ich deswegen auch nicht traurig sein) – Also bestellen wir ein Taxi nach Hause (d.h. Eileens, Michelle & ich werden irgendwo am Castle rausgelassen, und ich zu meinem B1 gelatscht & den Wecker gestellt, damit ich B² nicht verpenne. (Das habe ich dann auch nicht, trotzdem danach noch bis 12.30 am weitergeschlafen)
Athlone, in Mittelirland gelegen, hat ein anderes Flair als die Städte an der Westküste oder im Co. Donegal gelegen. Man wollte denken, dass hier eher ein englischer Einfluß spürbar ist, der ansonsten größtenteils im Shannon ertrunken ist. Alles wirkt geordneter, hat in seinen Randgebieten auch Arbeiterviertel (die Dublin selbstverständlich ebenso wie Cork oder Galway hat – aber Athlone ist provinzieller, und weniger auf Fischfang als auf verarbeitende Industrie ausgerichtet), die Pubs haben hier über Mittag geschlossen, was ich das erste Mal in Irland erlebe. Hier stehen auch einige Häuser, Geschäfte und Pubs leer, eingefallen (was übrigens auf dem Land immer wieder ins Auge sticht) – nach Galway oder Dublin vermutlich, im inneren besser wissend, dass auch dort nicht mehr Staat zu machen ist als in ihrem alten Heim. Desillusion scheint auch immer ein großes Problem zusätzlich zur Arbeitslosigkeit zu sein, die das Eingeklinke der Jugendlichen am Wochenende vielleicht etwas mehr verständlich macht.
Die Romantik irischer Balladen vom Verlassen der Heimat und dem Glück in Amerika und dem Rest der Welt verliert etwas von ihrem Zauber, wenn man vor einem eingestürzten Dachstuhl, zerschlagenen Fensterscheiben und zugenagelten Türen eines Pubs direkt vor dem Bahnhof, der eigentlich ideal gelegen ist, steht und der Makler an sechs verschiedenen Stellen buchstäblich händeringend den Kauf dieses Gebäudes anpreist. Vermutlich wird wieder ein Hoffnungsvoller sein Glück versuchen – ob in wenigen Jahren das Haus wieder genauso aussieht, liegt in Gottes Händen, wie der Ire sagen würde. Der Glauben ist noch immer gepflegt, wie die vollen Kirchen Athlones belegen – in jeder Stadt verkunden mehr als ein christlicher Buchladen die gute Botschaft, und Kreuze & Kruzifixe jeglicher Art & Ausführung gehören zum Sortiment jedes Geschäftes mit ‚typisch irischem’ – ob das alles wirklich repräsentativ ist, liegt nicht im Bereich des Sichtbaren, und ich vermeide es auch meistens, das Gespräch auf dieses Thema zu bringen – Susy aus Dublin, 25 Jahre, jedenfalls stand zu ihrem Glauben, auch wenn sie nicht jeden Sonntag zur Messe geht. Und ‚God bless you’ geht den Iren bei ihren (das ist ungehähr so, als sagte man ‚ich bin ungern in Ungarn’) zahlreichen Glück- und Segenswünschen genauso oft über die Lippen, wie ‚good luck’ oder ‚the best to you’ oder ähnliches.

Betrachtungen aus irischen Restaurants, Teil 1:
Fastfood-Imbisse wie Abakebabra, Munchies o.ä. – Preislage inkl. Getränk 2-3 punt
Billigste Art, hier (und anderswo auf dem Kontinent auch) eine Mahlzeit zu sich zu nehmen, wenn man nicht mit einer Rolle Kekse & einer Dose Lilt zufrieden ist, sind weitverbreitete (d.h. in jeder Stadt, in der ich war, gibt es sie) Fastfoodrestaurants, die meisten bieten diverse Burger, Hühnergerichte und natürlich Chips an, ein Großteil hat auch vegetarische Burger oder Fisch im Angebot – von 1.30 bis 2.50 punt. Selbstbedienung überall, manche, die noch etwas länger für die Zubereitung brauchen, bringen das Essen auch manchmal an den Tisch – besonders schön anzusehen war dieses im Abakebabra in Sligo, wo die Hauptaufgabe einer Kellnerin (neben dem Entsorgen des Mülles) darin bestand, das Tablett durch das Restaurant zu tragen, eine Nummer durch den Raum zu rufen und zu hoffen, dass der Kunde den ihm bei der Bestellung ausgehändigten entsprechenden Zettel nicht schon aufgegessen oder zerknüllt hatte. Die weitere (sichtbare) Belegschaft bestand dann aus Kassiererin, in manchen etwas größeren auch deren zwei, und einer Person, die die Tische saubermachte, nachdem die Gäste das Restaurant verlassen hatten – und den Raum ungeachtet friedlich speisender Gäste ständig ausfegte. Das Essen aber rundherum für den Low-Budget Preis zufriedenstellend (besonders empfehlenswert das vegetarische Baguette im Abakebabra in Sligo für 2.50 punt) – keine Lizenz zum Ausschank von Alkohol.

Betrachtungen aus irischen Restaurants, Teil 2:
Lokale Pizzerien und Chinesen, auch Steakhäuser - Preislage inkl. Getränk 5-7 punt
Noch erschwingliche Art, qualitativ gutes Essen zu bekommen, inklusive Bedienung. Speisekarte über Pizza und Fischgerichte zu Steak und umfangreiche Hühner- und Lammangebote, Preise für Steak bis 10 punt; vegetarische Kost ebenso beinahe überall gesichert. Sämtliche mit (weiblicher) Bedienung, derer im allgemeinen vier: eine begrüßt den Neuankömmling und weist ihm, meist unter Beachtung der Raucherfrage, einen passenden Sitzplatz zu, Kollegin zwei folgt wenige Augenblicke später mit der Speisekarte. Hat man diese gründlich durchforscht und sich dann augenscheinlich für ein Gericht entschieden, erscheint wieder Kellnerin 1 und nimmt die Bestellung auf. Gebracht wird das Essen dann wahlweise von 1 oder 2, je nachdem, wer gerade welchem Tisch die Karte bringen musste. Die Rechnung, die einem nach der Bestellung zwischen Salz- und Pfefferstreuer gesteckt wird, bezahlt man dann bei Kollegin drei. Und Kollegin vier? Die sorgt natürlich dafür, dass die Tische für die nächsten Gäste wieder appetitlich hergerichtet werden – und dass der Raum ungeachtet friedlich speisender Gäste ständig ausgefegt wird (in Donegal wäre ich, um die emsige Besenschwingerin nicht in ihrer Arbeit zu behindern, fast aufgestanden, damit sie wirklich auch das letzte Quadrat unter meinem Stuhl hätte säubern können) – Lizenz zum Ausschank von Alkohol beinahe überall.

Betrachtungen aus irischen Restaurants, Teil 3:
Upper-Class Restaurants - Preislage 10 - 8 (aus angegebenen Gründen nur ein Besuch... heute)
Interieur: Stilvoll- bis merkwürdige Mischung aus englisch/irisch/italienisch, italienische klassische Musik (Puccini, Verdi) – das Restaurant hieß ‚Pavarotti’s), italienischer Koch, ob die Bedienung (überhaupt, oder nur Püppchen) echt war, war nicht auszumachen, eher aber italienisch gestylte Irinnen. Personal: 3 Kellnerinnen, später, als es voller wurde, noch der (vermutliche) Chef; 2 Köche. Die Speisekarte: überwiegend italienisch, drei Steaks, Fisch je nachdem was der Angler so erwischen konnte. Die Weinkarte: neben italienischen Weiß- und Rotweinen auch zwei deutsche Riesling und französische Rotweine – allerdings nur in ganzen Flaschen zu erstehen, also entscheide ich mich für den Weißwein des Hauses. Dazu eine vegetarische Pizza, die auch Mais, Ananas und Oliven einschloß – ein Service, der in den in Teil 2 beschriebenen Restaurants nicht selbstverständlich. Karte und Bestellung wurden von der gleichen Kellnerin aufgenommen, die andere kümmerte sich um ihre eigenen Tische. Der Wein war schmackhaft, vielleicht ein oder zwei Grad zu warm, begleitete das Essen aber durchaus in zufriedenstellenden Maße. Die Pizza war allerdings überraschend schnell zubereitet und fertig gebacken, nichtsdestotrotz aber durchgebacken und auch die darauf befindlichen Beilagen entsprechend. Der Boden knusperdünn und wohl auch der Grund für die schnelle Fertigstellung – die meisten anderen Pizzen hatten einen fetten und deswegen auch in der Mitte labberigen Boden – diese hier war überall kross – Kompliment an den Koch. Die Bedienung war aufmerksam und hatte einen Fleck auf der ansonsten weißen Bluse. Nachdem ich geendet hatte, fragte sie höflich, ob ich Kaffee oder Dessert möchte, und so entschied ich mich, nach Einsicht in die (von ihrer Kollegin gebrachten) Karte, für Obstsalat (mit Schlagsahne) und danach einen Espresso (den sie Expresso schrieb). Der Salat aus Banane, Birne und Apfel zusammengestellt, war frisch und insgesamt ein Genuß – wie der starke Espresso, der ungefähr mit der vierfachen Größe eines in Deutschland erhältlichen aufwartete. Während meines Desserts füllte sich das Restaurant zusehends, und so wurde mir die Rechnung von Kellnerin 1 gleich nach dem letzten Schluck Espressos präsentiert, begleitet von zwei Pfefferminzdrops. Nicht zum aus den Latschen kippen, dennoch nur von den 60 Mark auf der Fähre übertroffen – schließlich hat man nur einmal im Jahr Geburtstag. Die dritte Bedienung, die offensichtlich nicht als Kassiererin fungierte, war übrigens dazu da, die Tische für die nächsten Gäste herzurichten und – na ja, nicht die ganze Zeit, aber ab und zu fegte sie auch mal ein wenig in den Ecken herum...

Zurück im „Thatch“ – ein Pub genau gegenüber des Castles, und somit folglich nur 3 Minuten von meinem Bett entfernt – angenehme Entfernung, um sie in einer ganzen Menge Aggregatzustände zurücklegen zu können... Die Musik durchaus in den meisten Fällen positiv zu bewerten – von Björk über David Bowie bis hin zu Metallica’s Kill em all einiges begrüßenswertes zu hören – und über das pint o’guinness gibt es auch hier kein schlechtes Wort zu verlieren. Schließlich kann es auch noch sein, dass Eileen & Co. Noch hier auftauchen, und wenn nicht, dann ist es auch egal (nett wäre es einfach)
Wie man von hier aus nach Deutschland telefoniert wäre noch interessant zu wissen – mein Reiseführer sagt mir, dass ich nur 1649 + deutsche Nummer wählen muß, die Infotafel in den Telefonzellen sagt, ich müsse 00 + den anderen Kram wählen. Ersteres ruft nur penetrantes Tuten hervor, nach einer ¾ Minute dann ein finster schweigendes gar nichts – die zweite Variante bietet nach der sechsten Ziffer ein „no connection with these number“ oder wahlweise ein lautes dudüdüt, auch aus deutschen Telefonen wohlbekannt. Falls Hendrik auftaucht, werde ich ihn noch fragen (auch wenn ich Stephen heute wohl nicht mehr anrufen werde).


Ein lichterer Morgen

Sehe ich grüne Bäume und fruchtbare Felder
Sehe ich rote Äpfel und goldenes Korn
Sehe ich volle Scheuern und beladene Körbe
Muß ich dann nicht an die Heimat denken?

Sehe ich den Rauch aus den Kaminen fliehen
Sehe ich das Licht in den Fenstern des Abends
Sehe ich die Tür einen Spalt weit geöffnet
Muß ich dann nicht an die Heimat denken?

Höre ich die Stimmen in den Kneipen so fröhlich
Höre ich das Wiehern der Pferde im Stall
Höre ich das Blöken der Schafe im Felde
Muß ich dann nicht an die Heimat denken?

Rieche ich den Qualm des Torfes aus den Schloten
Rieche ich den Duft des Heues auf den Feldern
Rieche ich die Blume des Bieres in den Kneipen
Muß ich dann nicht an die Heimat denken?

Selbst wenn ich wünschte, daß dies die Heimat sei
Selbst wenn ich wünschte, daß ich hier bleiben könnte
Selbst wenn ich in meiner Entscheidung frei wäre
Würde ich einen Ort meine Heimat nennen?

Selbst wenn ich wünschte, daß dies meine Felder seien
Selbst wenn ich wünschte, daß dort mein Feuer brenne
Selbst wenn ich wünschte, daß dort mein Licht leuchtete
Würde ich einen Ort meine Heimat nennen?

Sind dort unter diesen Dächern meine Freunde
Sind dort auf den Feldern meine Schafe
Sind dort auf den Bäumen meine Äpfel
Nenne ich diesen Ort meine Heimat?

Warte ich auf ein Zeichen, daß ich danach greifen sollte
Warte ich auf die Gelegenheit, es mein zu machen
Warte ich auf den Tag der nie kommen mag
Nenne ich diesen Ort meine Heimat?

Vielleicht wird dieser Tag niemals kommen
Vielleicht wird das Zeichen niemals erscheinen
Vielleicht wird sich die Gelegenheit niemals bieten
Vielleicht gibt es diese Heimat trotzdem


Das war eben übrigens das schönste Geburtstagsgeschenk heute, auch wenn hier kein Arsch weiß, dass ich Geburtstag habe: Das fantastische, um nicht zu sagen phänomenale „Ziggy Stardust“ von David Bowie – etwas besseres hätte dem Kerl an der Jukebox (bis auf Shanes & Nick’s „What a wonderful world“ vielleicht) nicht einfallen können, zum mitsingen & in voller Länge. R.E.M. scheint hier nach deren Auftritt in Slane’s Castle im July ziemlich hip zu sein, was mir eigentlich nur recht sein kann. U2’s neue Single höre ich auch nicht zum ersten Mal, die neue Levellers-Single ist zwar in England auf 13 neu eingestiegen, aber hier habe ich sie noch nicht im Radio gehört (was allerdings noch nicht so viel zu sagen hat, auch wenn ich „Hold me thrill me kiss me kill me“ schon drei- oder viermal vernommen habe). Momentan läuft gerade die auch recht brilliante „Whiskey in the jar“ Version von Thin Lizzy (Southern Rock einer irischen Band – ziemlich genial eigentlich – die Verbindung Südstaaten – Irland entfernt ähnlich wie West/Ostdeutschland und Nord/Republik Irland) ist nicht so weit hergeholt – ein Wahlspruch der Südstaatler lautet „the South will rise again“ – die Iren (R.o.I.) wollen wieder unabhängig werden und ihre eigene Kultur weiterleben (allerdings habe ich nicht von Sklavenhandel in Irland gehört, abgesehen davon, dass die Iren von den Engländern wie Sklaven gehalten wurden).
„Dirty Old Town“ um 11.15pm ist ebenso ein sehr willkommener Song, auch wenn die Jungs neben mir nicht ganz so dazu abgehen – was kümmert’s mich? Klischee ist genug da, mit pint o’guinness & pogues... Peter Gabriel’s next, „Sledgehammer“, auch keine Einwände (auch wenn „Solsbury Hill“ mir lieber gewesen wäre). Altan sollen, neben den Chieftains, die besten irischen Folkmusiker derzeit sein (die Dubliners sind wohl doch nur ein Touristenartikel, von den Iren nur geduldet) auch wenn Texthefte der bekanntesten Songs beinahe überall zu kaufen sind; aber das ist wohl der des öfteren angesprochene Tourismus), also werde ich morgen wohl im ortsansässigen Plattenladen nach einer CD oder einem Tape der beiden Ausschau halten. Schuhe fehlen mir auch noch unter den Dingen, die ich hier erstehen wollte, und natürlich eine Ausgabe des Ulysses in Englisch (nachdem ich das ‚Portrait’ und die ‚Dubliners’ für 85p each erstehen konnte; also steht der Kampf Yeats vs. Joyce vom Preis her momentan 2 punt vs. 1.70 punt – ziemlich eng, allerdings nichts über die Qualität der Werke aussagend – der Kampf wird weitergehen...)
Die Hoffnung, die besagte Brosche zu finden, habe ich fast aufgegeben; auch wenn der eine oder andere Ohrring schon aufgetaucht ist.
Der erste und auch ziemlich einzige Song, der mich zum Weinen gebracht hat, muß ausgerechnet jetzt, in den letzten 15 Minuten meines Geburtstages gespielt werden ... Romeo & Juliet der Dire Straits ... aber inzwischen bin ich wohl alt genug, um nicht loszuheulen ...


12. August
14. August


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